News

Druckkunst im ATELIERFRANKFURT
16. bis 17. März 2024

Dieter Mammel präsentiert von 14:00 bis 19:00 Holzschnitte in Raum 2.01.

Download des vollständigen Programms.

Open Studios 2023
14. bis 19. November 2023

Einladung zum Umtrunk am 18.11.2023 ab 18 Uhr ins Atelier Mammel / Walter 2.01

100 + 1 Jahre Din A4 - ein verspäteter Geburtstagsgruß an ein Weltformat
14. bis 22. Oktober 2023

Mit dem Aquarell „Hoch hinaus“ , 29,7 x 21 cm, ist Dieter Mammel beteiligt an der Ausstellung "100 + 1 Jahre Din A4 - ein verspäteter Geburtstagsgruß an ein Weltformat"

Eine Gruppenausstellung mit 101 Positionen, zusammengestellt von Jan Brokof und Jan Kage
SchauFenster, Lobeckstraße 30-35, Berlin Kreuzberg
Die Vernissage findet am 13.Oktober 19-23 Uhr statt.

Filmpremiere am 12. Oktober 2023 18:00

Wie geht es den syrischen Flüchtlingskindern 7 Jahre nach dem ersten Dokumentarfilm von Matthias Grübel und Dieter Mammel?

Verlängerung der AFTERIMAGES Ausstellung bis zum 30. Juni 2023

Zum Gallery Weekend ist das artloft am 29.4. von 15-19 Uhr und am 30.4. von 12-15 Uhr geöffnet

AFTERIMAGES im Artloft Berlin
26.02. -16.04.2023

Einladung zur Ausstellungseröffnung am 26.Februar 2023, 15:00 - 19:00

Konzert mit Kenji Minami, 16:00

Inside . 2022 . 80x60cm

Willkommen im Studio Mammel / Walter im 2. OG (2.01)

Dieter Mammel auf der Positions Berlin Art Fair 2022
15.-18.09.2022

Dieter Mammel is presented by

      - Christopher Cutts Gallery Toronto
      - Galerie Hübner+Hübner Frankfurt/Main

https://positions.de

@fredrikvthelander

3D-Rundgang durch die Ausstellung Transit in Kaunas
02.06.2022 - 09.07.2022

8 Werke von Dieter Mammel verschwunden
26.04.2022

NEUES
30.04.2022

Zum GALLERY WEEKEND BERLIN zeige ich im Atelier NEUES.
Die neuen Bilder gehen anschließend zur Ausstellung in die
Meno Parkas Gallery nach Kaunas.
 
Das Atelier ist am Samstag, den 30.04. von 15-19 Uhr geöffnet.
 
Herzlich Willkommen !

Benefizauktion für die Ukraine
23.03.2022

 
Das AtelierFrankfurt hat in Kooperation mit CHRISTIE’S eine Kunst-Benefizauktion
organisiert, um den Menschen in der Ukraine und den Geflüchteten aus der Ukraine
zu helfen. Der Erlös geht an die Hilfs-und Menschenrechtsorganisation medico international.
 
Mein Bild HOPE wird in der Saalauktion am Mittwoch, den 23.März versteigert.
 
Bitte kommt zur Saalauktion ins AtelierFrankfurt oder bietet online mit :
 

Hope . 2021 . 40x30 cm
Tusche auf Leinwand

Startpreis : 1000.-

„DAS VOGELHAUS“
Fichtenholz und Stahl, ab 20.12.2021
2,80 x 2 x 2 m (mit Pfosten 5,80 m)


In Bonn auf dem Kreuzberg in einem Privatgarten installierte im Dezember 2021 der Berliner Künstler Dieter Mammel „DAS VOGELHAUS“. Die Form der Arbeit ist einem klassischen Vogelhaus mit Satteldach entlehnt. Die Verfremdung durch die knallrote Farbe und die Skalierung ins Monumentale überhöhen den Alltagsgegenstand zum Kunstwerk. Angelehnt an ein Vogelfutterhaus gibt es eine Futterfläche und eine Anflugstange. Gemäß einem Nistkasten prangt ein großes Einflugloch an der Giebelwand.

Tatsächlich oder auch nur gedanklich kann man sich in das Innere des überdimensionierten Vogelhauses begeben. Die begehbare Skulptur ließ der Künstler auf dem Stationsweg so aufstellen, dass man nun über die Hecke des Vorgartens auf den fern liegenden Horizont schauen kann. Das Vogelhaus fordert damit auf, sich den Blick weiten zu lassen, offen zu sein für Neues oder sprichwörtlich gesprochen über den Tellerrand hinauszuschauen.

Durch die Begehbarkeit des Kunstwerkes kommt es zu einer Verkehrung der Verhältnisse. Das Vogelhaus wird zum Beobachtungsposten. Der Mensch, der normalerweise mittels Vogelhäuschen Vögel füttert oder ihnen einen Nistplatz anbietet, wird zum Insassen der überdimensionierten Vogelstation und beobachtet aus dem Vogelhaus heraus die Vögel, die Welt und kann über sich selbst reflektieren. Über die Fragen, wo stehe ich, wo will ich hin, verortet er sich selbst im Universum.

Die Verkehrung der Verhältnisse und die Skalierung der Größe ins Monomentale regen zur Reflexion der Wahrnehmung an. Dieter Mammel macht aus dem Vogelhaus auch ein Mahnmal mit Aufruf zum Nachdenken. Er bemalte sein Vogelhaus in leuchtendem Rot, in Verkehrsrot. Die Farbe ist Signal und Warnung zugleich. Der Betrachter sei angeregt über Umwelt- und Artenschutz nachzudenken und über die Frage, wie nehme ich die Welt war.

Neben seinem umfangreichen malerischen Werk fertigte der Künstler eine Werkreihe von Installationen. Mit den Arbeiten „Mammels Traum“ und „DIE BANK“, ein Bett und eine Sitzbank in Übergröße schafft der Künstler einen Perspektivwechsel. Auch bei der Arbeit „DAS VOGELHAUS“ erreicht der 1965 gebürtige Künstler eine Abweichung von der Norm durch die Verfremdungstechnik. 2001 beauftragte das Hotel Künstlerheim Luise in Berlin Dieter Mammel mit der Gestaltung eines Hotelzimmers. Mammel rekonstruierte ein überdimensional großes Bett, das den Gast zurück in seine Kindheit versetzt. Die Idee kam Dieter Mammel, als er sich erinnerte, wie wohl er sich als Dreijähriger im Bett seiner Großmutter auf dem Lande gefühlt hat. Eine solche Skalenverrückung ist auch Anlass für die 2011 geschaffene Bank, die heute auf dem Berg Achalm in seiner Heimatstadt Reutlingen steht. Der Rastende lässt auf der Holzbank, deren Sitzfläche aus einem Douglasienstamm besteht, seine Beine über dem Boden baumeln, wie zuletzt in seiner Kindheit, als die normale Sitzhöhe noch überdimensioniert hoch erschien. Die Verschiebung der Größenverhältnisse in Bett und Bank und nun auch im Vogelhaus sind physisch erlebbar.

Dieter Mammel ist für sein umfangreiches malerisches Werk bekannt. So zeigte das Kunstmuseum Bonn 2003 in der Ausstellung „Family works“ nur Gemälde und Zeichnungen. Wie sehr ihn das Thema Ausblick und Vogelhaus schon früher beschäftigt hat, zeigen seine Ölgemälde „Ausblick“ von 1996 und „Himmelfahrt“ von 1997. Ein Haus am See erkennt man auf seinem Ölgemälde „Vogelhaus“ aus dem Jahre 1998 hinter einem blutroten Himmel durch die Silhouette einer Ente hindurch und verdeutlicht, dass die Motive Vogel und Haus und das Thema Vogelhaus den Künstler schon früher beschäftigt haben.

Im Inneren der Arbeit „Das Vogelhaus“ hängt ein von Dieter Mammel auf Leinwand gemalter Kardinalsvogel mit einem roten Fiederkopf. Das zur Installation gehörende Gemälde hat sein inhaltliches Pendant in einem Ölbild von 2017 mit dem Titel „Beethoven“, der das Abbild des Nymphensittichs seiner Oma zeigt. Beide Leinwandarbeiten entspringen einer hyperrealistischen Werkreihe von Ölbildern in den Maßen 40 x 30 cm, die Mammel 2014 begann.

Dieter Mammel studierte in Stuttgart und Berlin. Heute lebt und arbeitet er in Berlin und Frankfurt.

Stephanie Bohn

06.10.2021 - 30.11.2021
nonconformity
Muse Contemporary - Istanbul

POSITIONS Berlin Art Fair

9.-12. September 2021

Flughafen Tempelhof Hangar 5-6
Galerie Hübner+Hübner, Frankfurt
F 7

Dieter Mammel - HOME ALONE (Angie - Allein zu Haus) . 2016 . 100x80 cm
HOME ALONE (Angie - Allein zu Haus) . 2016 . 100x80 cm
Das Porträt von Angela Merkel HOME ALONE entstand in der Nacht, als Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten gewählt wurde.
In dem Ausdruck steckt die Vorahnung schwerer Zeiten in der Beziehung zwischen Deutschland, Europa und den USA.
Es reiht sich nicht ein in bisherige „Kanzlerporträtswie die vergoldete Schröder - Ikone von Immendorf.
In seiner fliessenden Maltechnik mit Tusche auf nasser Leinwand, ist es ein fragiles, intimes Bildnis einer Kanzlerin, die schwer gekämpft hat.
 
Das Bild wird von der Galerie Hübner+Hübner auf der Positions Berlin Art Fair in den letzten Tagen Merkels Kanzlerschaft, wenige Tage vor der Bundestagswahl gezeigt.

Eröffnung des neuen Ateliers in Berlin

11.09.2021

Galerie Hübner+Hübner zeigt KUNSTWERK DER WOCHE

„Moon Rivel“ von Dieter Mammel

08.03.2021

Dieter Mammel - Moon Rivel . 2017 . 80x60 cm
Moon Rivel . 2017 . 80x60 cm
An einem ungewissen Zeitpunkt zwischen Lockerung und möglicher Verschärfung der Situation, ist es eine gute Idee, gerade dieses Clown-Bild von Dieter Mammel als Kunstwerk der Woche zu wählen. Es ist das letzte Bild aus seinem Blueberry Cycle, in dem er sich mit den Themen Nacht, Licht, Traum oder Sehnsucht beschäftigt. Ein Clown als Künstlerpersönlichkeit vereinigt idealerweise in seinem Spiel die beiden Gegensätze Heiterkeit und Tragik, womit er als tiefsinniger Interpret von essentiell menschlichen Situationen wie geschaffen ist.  
Mit der prägnanten Vierkantnase, der wilden Glatzenperücke und dem langen einfachen Hemd ist die Clownsfigur unschwer als der populäre Clown Charlie Rivel zu erkennen, der besonders in den Fünfzigerjahren große Erfolge in Deutschland feierte. Zur aktuellen Befindlichkeit passt das Bild durch die Hell-Dunkel-Symbolik und einer vereinzelten Person, die ganz offensichtlich nicht mit anderen Menschen oder dem Publikum kommuniziert, sondern mit einem Mond (der nüchtern betrachtet sicherlich ein Scheinwerfer ist). Charlie Rivel wird als heiterer Clown beschrieben, was allerdings nicht ausschließt, dass Dieter Mammel seine in vielen Fotos und Berichten bezeugte naiv-melancholische Ader heraushebt. Als einzelne Gestalt in der Dunkelheit der Manege und dem Licht der Scheinwerfer suggeriert das Bild die Einsamkeit eines Artisten. Diese durchbricht er selbst mit seiner Kunst: Mit den geschlossenen Augen scheint er einerseits in sich selbst hinein zu hören, andererseits setzt der hoch gereckte Kopf zu einem traumhaften Flug an, der bei aller gezeigten menschlichen Unsicherheiten große Freiräume für die Fantasie schafft. Zudem ist der Blick zum Mond ein urromantisches Sehnsuchtsmotiv. Es ist nicht nur ein Bild für das schöpferische Potential im Menschen, sondern zeigt auch eine Strategie, wie man in dunklen Zeiten Kraft aus einem fernen Licht ziehen kann.
 
 
At an uncertain point in time between the easing and possible worsening of the situation, it is a good idea to choose this clown picture by Dieter Mammel as the artwork of the week. It is the last picture from his Blueberry Cycle in which he deals with the themes of night, light, dream or longing. A clown as an artist personality ideally combines the two opposites cheerfulness and tragedy in his play, which makes him perfect as a profound interpreter of essential human situations.
With the striking square nose, the wild bald wig and the long simple shirt, the clown figure is easy to recognize as the popular clown Charlie Rivel, who had great successes in Germany, especially in the 1950s. The picture fits the current state of mind through the light-dark symbolism and a single person who obviously does not communicate with other people or the audience, but with a moon (which, viewed soberly, is certainly a spotlight). Charlie Rivel is described as a cheerful clown, which, however, does not preclude Dieter Mammel from highlighting his naive-melancholy streak, which is testified in many photos and reports. As a single figure in the darkness of the ring and the light of the headlights, the picture suggests the loneliness of an artist. He breaks through this with his art: With his eyes closed, he seems to be listening to himself on the one hand, and on the other hand, the raised head begins a dreamlike flight, which, despite all the human uncertainties shown, creates great freedom for the imagination. In addition, the view to the moon is a very romantic longing motif. It is not only an image for the creative potential in humans, but also shows a strategy how one can draw strength from a distant light in dark times.

NEW PAINTING

20.01.2021

Dieter Mammel - DAY OF INFAMY . 2021 . 175x120 cm
DAY OF INFAMY . 2021 . 175x120 cm

My first painting of the year had to be done because I can't forget the attack on the Capitol and democracy.
I can't get the image out of my head of the QAnon Shaman, a far-right terrorist and conspiracy theorist, waving the American flag in the Capitol meeting room.
I hope that Trump never gets another political position and I wish Joe Biden a peaceful presidential inauguration today.
Hopefully he can overcome the division in his country !

Oktober 2020, Die Leichtigkeit der Kunst

Podcast - Du bist nicht allein

Schenkung Berliner Privatsammlung mit Werken Dieter Mammels an das Kunstmuseum Reutlingen

27.08.2020

Das Kunstmuseum Reutlingen übernimmt eine einzigartige Sammlung mit vierzig Werken Dieter Mammels als Schenkung. Der Berliner Unternehmer Eckhard Franz trug mit großer Kennerschaft über 25 Jahre hinweg eine repräsentative Auswahl des bisherigen künstlerischen Schaffens Dieter Mammels zusammen. Im Juli 2018 war der Sammler zur Eröffnung der Ausstellung Tiefer Schlaf nach Reutlingen gereist und lernte so auch persönlich das Kunstmuseum Reutlingen kennen. Kurz vor seinem Ableben im Herbst 2019 entschied Eckhard Franz, seine Mammel-Sammlung als Gesamtheit an das Reutlinger Kunstmuseum zu geben. Die Leiterin des Kunstmuseums Ina Dinter zeigt sich sehr erfreut über den Sammlungszuwachs: „Mit dieser Schenkung verfügt das Kunstmuseum nunmehr, neben den bereits zuvor erworbenen Mammel-Werken, über einen umfangreichen Bestand, der seinesgleichen sucht und mit wesentlichen Arbeiten alle Schaffensphasen des Künstlers repräsentiert. Der Sammler Eckhard Franz, den ich leider persönlich nicht mehr kennenlernen durfte, war dem Künstler und seiner Kunst über Jahre eng verbunden und ich freue mich sehr, dass diese großartige Sammlung zusammenbleiben kann.“

ADRIFT
08.03. - 03.05.2020
artloft.berlin

ADRIFT

Farbige Wassertropfen, die zu einem Bild zusammenfliessen. So könnte man die fragile Malerei von Dieter Mammel bei näherer Betrachtung beschreiben. Mit Tusche auf ungrundierter, nasser Leinwand gemalt, konzentriert sich seine Malerei in Zyklen jeweils immer auf einen monochromen Farbton. In dieser wässrigen, oft difusen Licht-und Schattenwelt drohen Mensch und Tier abzudriften.

In der Rückbesinnung auf die eigene Familiengeschichte als Sohn von Migranten, zeigt Dieter Mammel den Menschen als Suchenden, Heimatlosen. Gelegentlich sind die Motive an der romantischen Malerei eines C.D. Friedrichs angelehnt. Mammel verwandelt den „Mönch am Meer“ zum Narzist, der von sich ein Selfie macht, das Kreuz im Riesengebirge zum Yogabaum.

Dabei vermitteln die Bilder eine melancholische Ernsthaftigkeit, die mit dem Surrealen, dem Unbewussten spielt, oder einen bitterhumorvollen Bezug auf aktuelle, globale Themen nimmt wie Migration, Umweltbelastung und Artenbedrohung.

Seine Tiere haben einen unausweichlich anklagenden Blick, der plötzlich „abdriften“ kann im selbstversunkenen Spiel. Dann gibt Mammel den poetischen Raum der Interpretation frei, in den wir als Betrachter versinken können. Am großen Lagerfeuer blicken wir auf einen winzigen Punkt, den Planeten Venus. Ein kleines Licht der Hoffnung bevor die Erde mit uns erlischt? Oder einfach nur eine kleine, unbemalte Stelle in einer großen Malerei?

ADRIFT

Colored drops of water, flowing into one another, creating a picture: upon close view this would be an apt description of Dieter Mammel’s fragile paintings. Applying his paint on unprimed canvas, Mammel concentrates his work in series, always in one particular color and tonality. In this watery, often diffuse world of light and shadow, humans and animals threaten to go adrift.

Mammel, the son of migrants pondering his own family story, shows the human being as a seeker with only tenuous connections. At times, his motifs refer back to the Romantic painting of Caspar David Friedrich. Mammel transforms Friedrich’s “Monk by the Sea” into a narcissist taking a Selfie. The cross in the mountains is now a Yoga Tree.

At the same time, the pictures express a melancholy solemnity as they play about in the realm of the unconscious and the surreal, or allude with dark humor to the current global perils of migration, environmental ruin and species under threat.

His animals accuse us with their unavoidable gaze, a connection that can suddenly be lost in self-absorbed play. Then Mammel sets us free in a poetic interpretive space in which we too can become completely absorbed. Looking into a bonfire, we stare at one tiny point – the planet Venus. A miniscule light of hope, perhaps, before the Earth is extinguished along with us? Or is it just a small, unpainted spot somewhere in the midst of a giant watercolor painting?

Die Welle
09.03. - 10.03.2020
Naxoshalle Frankfurt/Main


2 Jahre Naxos Hallenkonzerte in Kooperation mit Galerie Hübner + Hübner Frankfurt
1. Teil: Samstag – 9. Mai 2020 – 20:00 Uhr
2. Teil: Sonntag – 10. Mai 2020 – 11:00 Uhr

DIE WELLE

Shelly Ezra – Klarinette, Kristián Palágyi – Akkordeon, Clara Simarro Röll – Harfe, Leonhard Dering – Klavier, Nathan Watts – Cello, Aleksander Gabryś – Kontrabass, Steffen Ahrens – Gitarre, Dieter Mammel – Maler & Graphiker, Matthias Grübel – Filmemacher, Elnaz Seyedi – Komponistin, Andreas Paparousos – Komponist

Interdisziplinäres Doppelkonzert zur humanitären Krise im Mittelmeer: 1.: Uraufführung eines Werks (2020) für Cello, E-Gitarre & Klavier von Andreas Paparousos. Zur neuen Videoinstallation (2020) von Dieter Mammel (*1965) und seinem 5x3m Bild DIE WELLE (2017) gibt es Musik u.a. von Sophia Gubaidulina (*1931). 2.: Große Gemälde Mammels hängen in der Naxoshalle, Serien mit Ertrinkenden und Flüchtlingsbooten. Neue Ensemble- & Solowerke erklingen, u.a. drei von Elnaz Seyedi (*1982).

TRAUMTAUCHER
06.04. - 02.06.2019
Galerie Corona Unger, Bremen

ICELAND - The Cyan Cycle
26.04. - 12.06.2019
Galerie Gerken, Berlin

Dieter Mammel – Iceland. The Cyan Cycle

In ihrer dritten Einzelausstellung des in Berlin lebenden Malers und Zeichners Dieter Mammel zeigt die Galerie Gerken Werke dessen 2018 begonnenen Zyklus Iceland, der die Wirklichkeit von Sehnsuchtsorten hinterfragt.

Wie ein Lichtbildner moduliert Mammel mit monochromer Tusche Hell und Dunkel, entwickelt seine Motive ausgehend von der Linie oft über mehrere Bilder. Als Vorlagen dienen ihm Fotografien, Film Stills, reale oder erdachte Modelle sowie eigene Erfahrungen. Die Tuschfarbe führt beim Auftrag auf der ungrundierten, nassen Leinwand ein Eigenleben, breitet sich aus, verläuft, zerfasert und erfordert bisweilen ein Umdenken im künstlerischen Schaffensprozess, einen Umgang mit der Unkontrollierbarkeit des Zufalls. Im Annehmen von Fehlern und Verzerrungen, dem Scheitern, aber auch im Weitermachen – darin liegt für Mammel der besondere Reiz dieser Technik.

Die Initialzündung für den neuen Zyklus war eine Reise des Künstlers über den kanadischen Icefields Parkway im Jahr 2016 und ein Besuch des Columbia- Eisfeldes. Beim Anblick der abschmelzenden Gletscher begriff er, dass diese irgendwann nicht mehr bestehen würden. Während bis dato Wasser die tragende Rolle in seinen Arbeiten spielte, sind es nun Arktis und Antarktis, die zur Bühne existentieller Dramen werden, also Wasser im gefrorenen Zustand. Die monumentale Welle (2017) verdichtete sich zu einem Eisberg, ein Temperaturwechsel fand statt. Nach Blueberry und Gelb ist nun Cyan die vorherrschende Farbe, macht kalte Polarwinde nahezu fühlbar. Zudem weisen die Werke im Vergleich zu älteren Bildern einen höheren Abstraktionsgrad auf. Sie sind reduzierter, stärker auf das Wesentliche beschränkt.

Die Figuren auf den ausgestellten Tuschearbeiten treten allein oder in kleinen Gruppen auf. Sie stapfen durch Schnee, bezwingen Bergformationen oder sichern das eigene Überleben durch Iglubau und Fischfang. Klein und verloren wirken sie in der unendlichen Weite der Gletscher und Eiswüsten. Doch ungebrochen ist ihre Triebkraft, das weiblich Erhabene zu erreichen, das sich in Form überdimensionaler Köpfe, Leiber oder auch einzelner Körperteile von Frauen schemenhaft in den Bildhintergrund einwebt. Die Rückenansichten der meist männlichen Protagonisten referieren an Ikonen der romantischen Malerei, geben dem Betrachter die Möglichkeit, sich mit den dargestellten Personen zu identifizieren. Der an diesen Orten der Abgeschiedenheit stattfindende Kampf wird zum Spiegel innerer Prozesse, zur Projektionsfläche eines ungestillten Dranges, einer Notwendigkeit.

Doch wie wirklich ist diese Sehnsucht? Wer oder was hat Bestand in einer derart lebensfeindlichen Umgebung? Und wird der Ort selbst überhaupt überleben? Neben der bedrohten Existenz von Mensch und Tier thematisieren Mammels jüngste Tuschearbeiten somit auch den fortschreitenden Klimawandel und die damit einhergehende Gefährdung der Ökosysteme von Nord- und Südpol.

Parallel zu den im Galerieraum gezeigten Szenarien des Iceland-Zyklus werden im Untergeschoss mit Hilfe einer Taschenlampe nachtaktive Wesen sichtbar. Bis auf die Nachteule (2019) sind alle Tiere Teil des von 2013 bis 2017 entstandenen Gelbzyklus und unterliegen der gleichen Ambivalenz von Bedrohung und Bedrohtheit, wie auch die Eislandschaften und die sich in ihnen bewegenden Figuren.

© Katja Dannowski

 

Dieter Mammel – Iceland. The Cyan Cycle

Willkommen im Niemandsland. Im Irgendwo zwischen Komfortzone und Krisenabgrund. Also da, wo nur noch Bilder, Träume und Imaginationen den Weg weisen.
Dieses Gefühl hatte ich vorgestern beim Gang durch die Galerie, und es war ein gutes, anregendes Gefühl. Denn sobald ich merke, dass mir Kunst mit einer ganz bestimmten Absicht offeriert wird, wenn ich von irgendeiner – auch noch so guten – „Sache“ überzeugt werden soll, fühle ich mich nicht ganz ernst genommen.
Ich mag es lieber unbestimmt, gehe gern auf „Expedition“ ins Unbekannte. Nicht wie auf Dieter Mammels gleichnamigen Bild mit Spektiv oder Feldstecher, aber ich bin ja auch kein Polarforscher. Nur die Situation – ein einsamer Mann am Bildrand, das rettende Schiff in weiter Ferne – diese leicht beunruhigende Situation gefällt mir. Und ich frage mich: Wie macht der Mammel das – trotz dieses statischen Bildaufbaus, mit diesen gähnend leeren Flächen eine solch vibrierende Spannung zu vermitteln? Weil er sich selbst als Subjekt, als individuellen Träumer, Erzähler ernst nimmt – und damit auch den Betrachter seiner Bilder.
Nun fällt mir auf: Ich kann mich nicht erinnern, jemals in wenigen Sätzen über Kunst so oft „ich“ gesagt zu haben wie eben. Warum wohl?
Weil Dieter Mammel gesellschaftliche Veränderungen, Mentalitätsbrüche und auch kulturelle Trends in Bilder fasst, die uns alle berühren. Denn er tastet sich an die Extreme heran, so vorsichtig, dass jeder mitgehen kann: konfrontiert mit einem Schiffsuntergang sehen wir immerhin noch einen Überlebenden – oder einen unbeteiligten Beobachter? Die Einsamkeit des Langstreckenläufers – die scheint dem von sozialen Medien übermäßig in Anspruch genommenen Zeitgenossen erstrebenswert – ist allerdings nur in der Wüste, der Eiswüste zu haben. Und selbst die „Nacht der langen Messer“ im Untergeschoss, das Mammel ganz bewusst „Keller“ nennt und zum „dark room“ erklärt – selbst diese aussichtslose Situation wird verkörpert von einer jungen Frau, die dann doch nur bewaffnet ist mit nichts weiter als einem blanken Messer.
Das alles mag auf eigener Lebensgeschichte beruhen, aus eigenen Erfahrungen herrühren, auch von Träumen und Alpträumen, kleinen Utopien und großen Ängsten. Das hat sich ja seit 68, da war Mammel fünf Jahre alt, geändert, damals waren es große Utopien und nahezu angstfreie Aufbruchstimmung. Aber anekdotisch malt dieser Künstler dennoch nicht. Dann wäre der Betrachter nicht mehr als ein Voyeur – und schnell gelangweilt. Hier aber wird Privates allgemeingültig, doch niemals durchschnittlich, gewöhnlich ins Bild gerückt.

Wie gelingt das?

Aus einer Distanz, die der Künstler, so paradox das klingt, sich mit körperlich direktem Einsatz beim Malen, im Akt des Malens schafft. So habe ich es im Ateliergespräch herausgehört – und übrigens mit Blick auf eine seltsame Schaukel auch bestätigt gefunden: „Bei Dieter Mammel hängt eine Schaukel im Atelier“, hatte mir eine Kollegin verraten. Nun stand ich davor: ein breiter schwarzer Ledergurt, mit schweren Ketten an der Decke befestigt. Aber nicht zum spielerischen Schaukeln gedacht, sondern um sich bäuchlings in diesen Gurt zu legen und aus dieser „schwebenden“ Haltung heraus die riesigen Leinwände zu bewältigen. Die stehen nämlich nicht an der Wand, sie sind auf dem Boden ausgebreitet. Darunter auch Landschaften, oft mehrere Meter lang oder hoch. Sie entwickeln sich aus einer kleinen Skizze zu immer größeren Bildflächen. Und Mammel klagt schon fast, dass er nicht nur körperlich an seine Grenzen stößt – sondern auch seine Atelierräume immer öfter zu eng werden.
Kein Wunder, wenn einer sich so wenig um Bildgrenzen schert. Die vorangegangene Mammel-Ausstellung in dieser Galerie hieß nicht umsonst „Nah und Fern“. Dieser Maler sprengt jede Planimetrie, er arbeitet undimensional - richtiger: multidimensional, seine Bilder schlagen nach allen realen und vor allem träumerisch surrealen Richtungen aus.
Die Frauenporträts zum Beispiel sind Kippfiguren, aus Gesichtern wächst ein schopfartig bewaldeter Berghang – oder war’s umgekehrt: das Gesicht ist aus der Landschaft entstanden? Auf jeden Fall sind die Dimensionen verschoben, ineinander verschränkt, so dass mehrere Schichten entstehen, wir mehrere Ebenen sehen, uns vorstellen können. Das beginnt mit „Kalte Füße“ – nicht der einige ironisch humorvolle Titel: Vor den kalten, den großen Füßen einer schlafenden Riesin steht ein kleiner … nun, ich würde sagen: ein Wicht, ein strubbeliges Etwas. Ein Science-Fiction-Gulliver in Brobdingnag, dem literarischen Reich der Riesen.
Und dann folgen richtige Männer – in winziger Größe. Einer rennt, will den Gipfel stürmen, den Berg bezwingen, der sich als Frau erweist, die den Winzling keines Blickes würdigt.
Das wäre eine, die eher psychologische Sichtweise. Aber alles ist möglich. Als Mammel 2015 eine Boot-Serie malte, da haben viele gesagt: aha, Flüchtlingsboote. Jetzt lässt er seine Figuren von den Eisfeldern verschwinden, zurück bleibt beim Bild „Eismeer“ nur die leere Landschaft, aber die zischt und brodelt, aus dunkeln Spalten wabert es gewaltig. Und viele werden sagen: aha, Klimaerwärmung.
Nun, die Frauengesichter sind geformt aus unterbrochenen Linien, wie Spuren am Meeresstrand. Da klingt, als feine Ahnung im Hintergrund, eine Warnung des Philosophen Michel Foucault an, wonach „der Mensch verschwinden könnte wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand“. Die nächste Welle, die Brandung fegt ihn hinweg. Das kann, darf und soll der Betrachter sich vorstellen, sich denken. Aber der Künstler hat das nie beabsichtigt, geschweige denn zielstrebig darauf hingearbeitet. Gemalt wird bei Mammel – sehr schön, wunderbar sympathisch – nicht aus einem Kalkül heraus: Gebilde und Zeichen entstehen aus dem Unbewussten – und aus dem Handgelenk. Vorstellung im Kopf, Geste des Körpers – das beides verbindet sich. Voraussetzung ist natürlich die solide Ausbildung, neben Sonderborg war das auch HAP Grieshaber, der Holzschneider. Daher dachte Mammel anfangs mehr in Linien und Strichen als in Farbe. Aber dann ließ er die Figuren lebendig werden, mit Tusche statt Ölfarbe, Nass-in-Nass fließen Tusche, Tinte oder Pigment auf den Malgrund, die durchnässte Leinwand. Das ergibt Dynamik, etwa im „Kopfsprung“ – wieder in 2 Ebenen: Das Frauenporträt im Hintergrund, schemenhaft, aber dennoch wie aus einem fernen Felsen herausgemeißelt – und davor der Springer mit bloßer Brust und flatterndem Haar.
Aber sehen wir einmal ab von den Motiven, nach der Nah- nun wieder die Fernsicht: In jedem Bild wird immer auch der Entstehungsprozess, der Akt des Malens thematisiert, abertausende Gesten, Bewegungsabläufe kommen mit ins Bild – und verschmelzen zu einer Komposition. Die eben nicht geometrisch konstruiert ist. Denn verlaufende Farbe ist kaum zu kontrollieren. O-Ton Dieter Mammel:
„Das Schönste sind Unfälle, dass etwas nicht gelingt, es plötzlich verläuft und seine Eigenständigkeit entwickelt. Und plötzlich wird das zu etwas ganz anderem als ich wollte.“
Das ergibt dann wundersame Rauchzeichen, wolkig-wattige Gestalten. Wie zum Beispiel den Eisbären auf seiner abschmelzenden Scholle. Verwischt, unscharf, schemenhaft. Und recht doppeldeutig betitelt mit „Auflösung“. Denn während Gletscher sich auflösen, bedeutet „Auflösung“ in der nicht malerischen, der digitalen Welt ja etwas Positives, nämlich die gestochen scharfen, weil bis in den letzten Pixel berechneten Bilder. Malerei ist anders, ist subtil und subjektiv, weil nicht berechenbar, sondern unbeherrscht, körperlich eben.
Selten hält sich Mammel sich an die Gesetze konventioneller Perspektive, etwa bei den Schattenwürfen, die unabhängig vom jeweiligen Stand der Sonne ausgemalt, hingetuscht werden. Sie dürfen, sie sollen „ausmäandern, wattig“ werden. Und so ist der „Schatten der Vergangenheit“ hier nicht historisch, gar penibel chronologisch dargestellt, sondern traumwandlerisch, assoziativ: der Schatten des Körpers eines Überlebenden in der Antarktis – ist zugleich ein bedrohlicher Riss im Eis. Dieses monochrome Universum entsteht aus Cyan – das hier wirklich zu einem Wasserblau, einem Eisblau wird, seine Materialität auf wundersame Weise verändert. Und blau sind auch die Menschen, als kristalline Ausblühungen auf der weißen Leinwand. Als Fabelwesen, die gedeutet werden wollen. Ebenso wie die Pinguine aus der – so der Titel – aus der „Eiszeit“. Ich sehe Krähenköpfe, Schildkrötenpanzer auf dem Rücken. Und frage mich, gegen welche Bedrohung sich die hier so heiter gemalten Tiere wappnen? Darauf gibt Mammel, gibt das Bild keine Antwort. Wer es sich an die Wand hängt, wird also lange etwas davon haben.
Das gilt übrigens auch für alle anderen Arbeiten. Denn Mammel, der Nass-in-Nass-Maler, hat mir im Atelier verraten:
„Manchmal lasse ich die Bilder drei, vier Tage liegen und denke: ach, doch gut verlaufen.“ Ein Reifeprozess also, nach der heftigen Malaktion erst einmal ablagern lassen – das hört sich nach einem guten Jahrgang an, nach feinem Wein. Nach Bildern, die man einfach nur genießen kann.

Jochen Stöckmann

SCHNITTSTELLE - mal keine Malerei
19.10.– 17.11.2018
Galerie Hübner&Hübner, Frankfurt am Main
Eröffnung am 19.10. um 18 Uhr

Bisher konnte man in den zahlreichen Ausstellungen Dieter Mammels in der Galerie hauptsächlich seine Tusche-auf-Leinwand-Malereien sehen. Die sich dort fortzeichnende Verwendung von Hell-Dunkel-Kontrasten geht maßgeblich auf eine frühe Beschäftigung mit dem Holzschnitt hervor, der mit dem großväterlichen Kunstunterricht schon als Kind und mit einer frühen persönlichen Bekanntschaft mit HAP Grieshaber begann. Rückgriffe auf Kindheit, Jugend und Familie zeigen sich auch in den Motiven der gezeigten Handabzüge und Installationen, wenn der Künstler beispielsweise sich als Täufling mit den Patenonkel schnitzt oder das Bild seines Vaters auf verschiedene Materialien und Untergründe setzt, die häufig eine emotionale Bedeutung haben. So interpretiert er beispielsweise den Holzfäller Ferdinand Hodlers als persönliches Symbol für mit Verletzung erkämpfte Freiheit als Grundvoraussetzung künstlerischen Schaffens. In Installationen wie „Venusfalle“ spielt er ironisch ornamental mit existentiellen Themen wie Fruchtbarkeit und Vergehen.