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Kunstwerk der Woche
Dieter Mammel LIFELINE
Galerie Hübner+Hübner 

11. Oktober - 08. November 2024

Über die Tür des kleinen Raumes in der Ausstellung hat Dieter Mammel das anspielungsreiche Bild eines Fadenspiels gehängt. Es lässt Erinnerungen an die Kindheit aufkommen, fordert zum Eingreifen auf und erzeugt mit dem schemenhaften dunklen Hintergrund eine bedeutungsschwere Stimmung, die zu der melancholischen Ausstrahlung andere Bilder der Ausstellung passt. Die von den Fäden gebildeten Linien sind bereits einmal gekreuzt und eingedreht und deuten auf die ersten Züge des Spieles hin. Sie bilden einen Auftakt zur Ausstellung mit Lebenslinien, die Verlauf oder Geschichten aus einem Leben darstellen könnten auch ohne Menschen auf den Bildern zu zeigen, wie wir es bisher von Dieter Mammel gewohnt sind. Mit reduzierten Mitteln und die weitgehende Vermeidung der menschlichen Figur sucht der Künstler nun einen neuen Ausdruck. Die Impulse erhielt er, als er in diesem Jahr im Zusammenhang der großen Einzelausstellungen im Kunstmuseum in Timișoara und dem Nationalmuseum in Pančevo mit seiner Mutter Orte der alten Heimat besuchte. Hier wurden die Fluchtmomente der Familie wieder präsent und flossen in einer klaren und reduzierten Sprache in die Kompositionen hinein. Es sind keine menschlichen Figuren mehr, die Geschichten erzählen und Emotionen transportieren, sondern mit unzerfransten Linien durchzogene Landschaften, die eher an Fotografie als an fließende Tusche erinnern.

Eine Linie entsteht durch einen Punkt, der spazieren geht, wie Paul Klee anmerken würde. Durch dieses zunächst einmal künstlerische Mittel entsteht eine Bewegung. Gleichzeitig verbindet eine Linie mit dem Anfang und dem Ende auch zwei Punkte. Diese Verbindung kann man auch als Weg verstehen und diesen symbolisiert als Lebensweg auffassen. Der Ausstellungstitel Lifeline (Lebenslinie) legt derartige Gedanken nahe. In der Galerie zeigt Dieter Mammel ebenfalls ein Bild mit einer prägnant gesetzten sich schlängelnden Linie, die von einem in seiner Familien-geschichte wichtigen Haus wegführt und keine Verbindung mehr zu ihm hat. Wie eine abgetrennte Nabelschnur? Diese Sichtweise hat Dieter Mammel sehr berührt.
In dem Bild Über Land gibt es kein Haus und damit keinen Inbegriff für Heimat und Geborgenheit. Hier führt uns Dieter Mammel allein in eine Landschaft, in der nur die geräumte Straße und die intakten Kabel von menschlicher Gegenwart zeugen. Einige Elemente strahlen Trostlosigkeit aus wie die komplett vom Schnee bedeckte Vegetation und der durch viele Grautöne trüb wirkende Himmel. Die Straße ist jedoch keine Sackgasse, denn sie führt hinter dem Horizont an ein Ziel, das allerdings im Verborgenen bleibt. Die schwarzen Linien, die gefühlte Farblosigkeit und der vergleichsweise tiefe Horizont lassen einen Raum entstehen, der sich für eigene Emotionen und Reflexionen öffnen kann. Der vorgezeichnete Weg verläuft in Kurven und ist teilweise nicht zu erkennen. Ihn zu gehen ist sicherlich kein Kinderspiel. - Die Lebensliniender Ausstellung sind unter dem Eindruck der Begegnung mit der eigenen, persönlichen Familiengeschichte entstanden. Die in Folge gemalten Bilder sind aber so, dass jeder die Fragen und Antworten der unterschiedlichen, in sie hineingeflossenen Biographien intuitiv nachvollziehen könnte.
 
Hanneke Heinemann
 
Abbildung: Dieter Mammel Über Land, 2024, Tusche, Grundierweiß auf Leinwand, 140 x 250 cm

Positions Berlin Art Fair
Tempelhofer Flughafen  

12.-15. September 2024

Galerie Hübner+Hübner
Halle 7 Stand D10

Dieter Mammel wird am 12.09. von 14:00 - 21:00 persönlich anwesend sein.